„Ich nenne Dir, indem ich "Krefeld" niederschreibe, den Namen der saubersten und blühendsten Gewerkestadt,die ich je gesehen habe. Der bloße Anblick mach den Fremden, so wie er kommt, heiter und froh.“
JOHANN HEINRICH CAMPE in einem Brief an einen Freund
Samt, Seide und Stahl sind eine einzigartige Mischung.
Über das Wohnen in der Stadt im Grünen, die auf eine lange industrielle Tradition zurückblicken kann.
Wer mit dem Zug durch Krefeld und seine Vororte rollt, erkennt es gleich: Das Land ist schon so flach wie bei den niederländischen Nachbarn im Westen und von großen Teppichen aus sattem Wiesengrün geprägt. Und tatsächlich erfährt der Interessierte später, dass mehr als die Hälfte des Stadtgebietes Parkanlagen und landwirtschaftlich genutzte Flächen sind. Auf den ersten Blick glaubt man kaum, im wirtschaftlichen Zentrum des westlichen Niederrheins gelandet zu sein – in einer Industriestadt mit langer Tradition.
Seidenweberei hat Krefeld wohlhabend gemacht. Die textile Tradition begann im 16. Jahrhundert, als mennonitische Glaubensflüchtlinge in die „religiöse Freistatt“ des Niederrheins kamen. Friedrich II. förderte durch Monople die Seidenweberei. Durch emsige Bautätigkeit erhielt die Stadt ein preußisches Gesicht.
Der "Weberhaustyp" entstand: Der Grundriß war durch die doppelte Webstuhlbreite vorgegeben. Bedeutend für die wirtschaftliche Entwicklung war auch der Zuzug der Familie von der Leyen aus dem Bergischen Land. Krefeld wurde die „Samt und Seidenstadt“ Europas. Bereits im frühen 18. Jahrhundert begann die Industriealisierung. Aber auch klassische Industriezweige wie Stahl und Chemie haben die Stadt und ihre Menschen geprägt. Die Wohngebiete wuchsen oft in Verbindung zu den großen Krefelder Industriegebieten heran.
Viele Wohnstätte-Projekte waren in den vergangenen 100 Jahren darunter. „Zweck der Gesellschaft ist: den unbemittelten Einwohnern Linns billige, gesunde, das Familienleben fördernde Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu beschaffen“, heißt es in der Bekanntmachung des Königlichen Amtsgerichtes aus dem Jahre 1897 zur Gründung der Wohnungsbaugesellschaft, die heute den Namen Wohnstätte Krefeld Wohnungs-AG trägt. So wie sich die Gesellschaft im Laufe der Jahrzehnte verändert hat, so haben sich auch die Vorstellungen von „gesunden, das Familienleben fördernde Wohnungen“ gewandelt.
Am Anfang stand das zweigeschossige Zweifamilienhaus mit kleiner Freifläche. In den 20er Jahren setzte man dann auf das zweigeschossige Vierfamilienhaus – mit einer Nutzgartenfläche für jede Mietpartei, die die Grundversorgung mit Lebensmitteln sicherstellte. Diese Bauweise war mit großem Flächenbedarf und einer aufwendigen Erschließung verbunden und ließ sich nur in den Stadtrand- und Vorortlagen realisieren. Die Nationalsozialisten nannten sie „Volkswohnungen mit Gartenzulage“. Nach dem Reichsheimstättengesetz wurde die „werktätige Bevölkerung“ in „Siedlerstellen mit Kleintierhaltung“ untergebracht. Ein Plumpsklo zur Düngung des Gartenlandes und anfängliche Grundstücksgrößen von 1.275 qm waren üblich. Die damals vorgegebene Vergabe in Erbpacht heizt noch heute die Diskussionen an.
Die Flächenbombardements der Alliierten rissen im Krefelder Zentrum große Wunden, an deren Schließung sich der gemeinnützige Wohnungsbau beteiligte. Hier war städtischer blockschließender Geschosswohnungsbau gefragt. Viele der dabei entwickelten Standards erreichten allgemeine Gültigkeit. Die Folgen von Flucht und Vertreibung vergrößerten die Wohnungsnot noch und zwangen zur Erschließung neuer Wohnbauflächen in noch nie dagewesener Größenordnung.
1948 waren erst 20% des Stadtgebietes überbaut. 1993 waren es bereits 43%. Unser Umgang mit der freien Landschaft ist also kaum flächen- und ressourcenschonend. Wir müssen über neue und alte Konzepte nachdenken, wenn die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Städten gesichert und qualitätsorientiert bleiben sollen. Dazu zählen Konzepte für das kosten- und flächensparende Bauen, die Schließung von Baulücken und der gezielte Aus- und Umbau von Dachgeschossen zu Wohnungen. Arbeiten und Wohnen wieder stärker zusammenzuführen, ist dabei ein wichtiges Ziel, das unter ökonomischen, ökologischen und sozio-kulturellen Gesichtspunkten betrachtet Sinn macht.