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Viel Glück und viel Segen nach dem Fest im Regen

Wohnstätten-Mieter in Klein-Österreich feierten 80. Siedlungs-Geburtstag. Am 16. November gibt es Glühwein und Weckmänner.

Der Anfang für ein neues, intaktes „Dorfleben“ ist gemacht: Denn selbst wenn es am vergangenen Sonntag wie aus Kübeln goss, ließen sich die Anwohner in Klein-Österreich das Feiern nicht nehmen. Anlass des Straßenfestes war der 80. Jahrestag des Baus der Wohnstätten-Siedlung rund um Tiroler Weg, Linzer-, Salzburger- und Innsbrucker Straße.

Nach dem Fest ist vor dem Fest
„Obwohl das Wetter wirklich sehr miserabel war, waren trotzdem sehr viele Nachbarn da.
Es war ein nettes Miteinander und wir hatten Spaß bis in den Abend“, berichtet Wohnstätten-Mieterin Jaqueline Patschkowski. Sie gehörte – wie Katrin Soer und Samantha Bockstegen – zu den Initiatorinnen des Straßenfestes. Mit der Unterstützung weiterer Nachbarn aus Klein-Österreich waren Partyzelte, Schirme und Stehtische schnell aufgestellt. So standen wenigstens die selbstgemachten Kuchen, Salate und Frikadellen sowie Besteck und Becher im Trockenen. Die Wohnstätte Krefeld unterstützte das Straßenfest mit diversen kleinen Preisen und Präsenten für Kinder und Erwachsene. Die benachbarte Königshofer Brauerei spendete Bier.

„Die Resonanz der Nachbarn war durchweg positiv und wir alle freuen uns schon auf den 16. November zum Glühweinumtrunk und Weckmann-Essen in Klein-Österreich. Alle Anwohner sind herzlich eingeladen“, ergänzt Katrin Soer.

Wieso eigentlich „Klein-Österreich“?
Die Siedlung in Stahldorf wurde 1938/39 von der Linner Aktien-Baugesellschaft und Gemeinnützige Krefelder Siedler-Aktiengesellschaft (heute Wohnstätte Krefeld AG) im Auftrag der Krefelder Stahlwerke erbaut. Ihren Namen – „Klein-Österreich“ – hat sie aus der Zeit, als Deutschland für den Zweiten Weltkrieg mobilmachte und Arbeitskräfte für die Stahlindustrie brauchte. Diese wurden aus Österreich und Böhmen rekrutiert, die Straßennamen sollten „Heimat“ vermitteln.

Dass sich 80 Jahre später nur wenige typisch-österreichische oder böhmische Namen an den Haustürklingeln befinden, kann mehrere Gründe haben: „Zum einen zogen einige Nachkommen der einstigen Stahlwerkarbeiter nach dem Krieg irgendwann wieder weg. Zum anderen wurden aber auch etliche der damals neuen Wohnungen in den mehr als 20 baugleichen Häusern schlichtweg von NSDAP-Leuten in Beschlag genommen. Da zählte das Parteibuch wohl mehr als der österreichische Pass“, vermutet Jaqueline Patschkowski. Ältere Wohnstätten-Mieter in Klein-Österreich erinnern sich, wie die Häuser ab 1945 vom US-Militär beschlagnahmt wurden, Soldaten einzogen und die Familien in Behelfsunterkünfte umziehen mussten, wozu zum Beispiel die Kabinen des nahegelegenen Freibads Neptun gehörten.

Denkmalschutz schafft Grenzen
Heute zählen die weiß geschlämmten Backsteinhäuser mit den grauen Schlagläden zu den ältesten zusammenhängenden Siedlungen im Bestand der Wohnstätte Krefeld. In zurückliegenden Jahren wurden sie teilweise saniert, hier und da wurde auch die strenge Ordnung aus Zwei- und Dreiraumwohnungen von 60 bis 70 Quadratmetern Wohnfläche durchbrochen. Sanierung, Isolierung und Umbau der Wohnungen sowie die Neugestaltung der umgebenden Gärten aber haben ihre Grenzen, da Klein-Österreich längst unter Denkmalschutz steht.

Fotos. privat