Willkommen Zuhause 64/2021
Willkommen zu Hause #64 10 11 WOHN-PROJEKT Neues Zuhause bietet Sicherheit und gute Nachbarschaft Seit gut 200 Tagen hat der Alexianer Wohnverbund Kre- feld einen weiteren Standort für Menschen mit psychi- schen Problemen an der Herbertzstraße. Wir haben zwei Bewohner des Projekts „Wohnen in Nachbarschaft“, das zusammen mit der Wohnstätte Krefeld realisiert wurde, in Oppum besucht. Wenn Andrea Paßenheim (59) in ihrer zum Wohnzimmer offenen Küche beim Kaffee am Tisch sitzt, sieht sie ein paar Meter weiter das Gras wachsen und Blumen sprießen. „Bei diesem Ausblick auf meine kleine Terrasse wird mir ganz warm ums Herz. Ich bin total glücklich, hier eingezogen zu sein“, sagt sie. Frau Paßenheim wohnt seit September 2020 an der Herbertzstraße in Oppum, wo die Wohnstätte Krefeld in den zurückliegenden Jahren ein neues Quartier erschaf- fen hat. 107 Wohneinheiten sind dort entstanden, von denen 43 öffentlich gefördert sind. Größter Mieter dieses Quartiers ist im Haus 179 der Alexianer Wohnverbund Krefeld, der 23 Wohnungen für erwachsene Menschen mit psychischen Problemen und seelischen Störungen bietet. 54 Quadratmeter für ein neues Leben „Ich bin hier super aufgefangen worden von den Alexianern. In dem Haus fühle ich mich wohl und sicher, und die re- gelmäßigen Gespräche helfen mir sehr“, schwärmt Andrea Paßenheim. Sie wohnte früher in Neersen, kam aber dort wegen ihrer Depressionen und Ängste nicht mehr klar. Es schloss sich ein Klinik-Aufenthalt bei den Alexianern in Kre- feld an. Als dort im Laufe der Behandlung die Frage aufkam, ob sie künftig im Alexianer Wohnverbund an der Herbertz- straße wohnen wolle, zögerte sie zunächst. „Aber dann be- kam ich ganz viel Unterstützung von meinen beiden Söh- nen, meinen Eltern und natürlich von den Alexianern selbst, diesen Schritt zu tun.“ Jetzt wohnt sie in zwei Zimmern mit Bad und Terrasse auf 54 Quadratmetern im Erdgeschoss, die sie sich mit Unter- stützung ihrer Eltern schön eingerichtet hat. „Alles ist so neu: das moderne Bad mit barrierefreier, großer Dusche, die offene Küche und dazu noch die Fußbodenheizung, die es im Winter extra gemütlich macht.“ Nachbarschaft bietet viel Verständnis Mit der neuen Wohnung kommt neues Selbstbewusstsein. Andrea Paßenheim beschreibt das so: „Wenn du mit psy- chischen Problem kämpfst, fühlst du dich in Gesellschaft oft wie das fünfte Rad am Wagen, wie ein Störfaktor, wie eine Belastung für andere. Jetzt empfinde ich es als große Ent- lastung, die eigene Wohnung in diesem tollen Haus zu ha- ben. Ich lebe in Nachbarschaft mit Menschen, die ebenfalls psychische Probleme haben und deswegen viel Verständ- nis für mich haben, die mich nicht ausgrenzen und nicht in eine Schublade stecken. Deswegen ist dieses Projekt von den Alexianern und der Wohnstätte so wichtig und so gut.“ Andrea Paßenheim hat zwei Söhne großgezogen und 18 Jahre lang eine Agentur für Zeitungsanzeigen geleitet. Da- vor betreute sie alte Menschen, begleitete sie zum Einkauf und zum Arzt oder hat für sie gekocht und aufgeräumt. „Die Dankbarkeit, die man dabei erfährt, ist überwältigend und tut dem eigenen Ego sehr gut. Das würde ich gerne wieder spüren. Deswegen wäre es ein Traum und mein Ziel, wieder in der Altenarbeit tätig zu sein“, schaut Frau Paßenheim vor- sichtig nach vorne. Auf dem Balkon dem Himmel nah Für Michael Boersma (61) hat sich die Wohnsituation um 180 Grad gedreht. Der gebürtige Krefelder hatte zuvor im Alexianer Wohnverbund am Dampfmühlenweg in der Innen- stadt gelebt, wo er sich mit einem Raum begnügen musste. Jetzt schafft er es, mit seiner Rente die Miete für die 47 Quadratmeter große Zwei-Zimmer-Wohnung im 2. OG an der Herbertzstraße zu bezahlen. „Damit ist mir ein großer Wunsch erfüllt worden, denn so habe ich auf meinem Bal- kon nur noch den Himmel über mir und das ist mir wich- tig“, sagt Michael Boersma nicht ohne Grund: Er ist Christ mit Leib und Seele, engagiert sich seit gut 30 Jahren als Mitglied in der evangelisch-freikirchlichen Brüdergemeinde Krefeld an der Steckendorfer Straße. Dort hat er auch die meisten seiner sozialen Kontakte. Geschützt und sicher zu Hause Ein Gehirntumor, der vor zehn Jahren operiert wurde, stellte sein Leben auf den Kopf. Vorbei war es mit seinen Jobs und Tätigkeiten, wozu Verkäufer, Promoter, Schöffe, Bleigießer, sachkundiger Bürger im Krefelder Kulturausschuss und Au- ßendienstler für einen japanischen Likörhersteller zählten. Seit seiner Tumor-OP und der anschließenden psychischen Erkrankung war selbstständiges Handeln nur noch sehr eingeschränkt möglich. Michael Boersma fühlt sich schnell überfordert, wenn von außen zu viel verlangt wird und zu viel Unruhe stattfindet. Die nötige Ruhe findet er in seiner neuen Wohnung beim Alexianer Wohnverbund an der Her- bertzstraße – hier fühlt er sich geschützt und sicher. „Das Haus und die Wohnungen sind zudem offensichtlich gut iso- liert. Auch an sehr kalten Tagen bleibt die Wärme im Raum dank der modernen Fenster und der Fußbodenheizung“, ist Michael Boersma aufgefallen. Zwar hat er es jetzt ein gutes Stück weiter zum sonntägli- chen Gottesdienst und muss dafür den Bus nehmen, aber die Haltestelle ist quasi vor der Haustür. An den Wochenen- den besucht ihn seine Frau, die wegen eigener psychischer Probleme in einer Einrichtung in Viersen lebt. „Dann treffen wir uns gerne mal mit meiner Schwägerin, die auch an der Herbertzstraße wohnt – wie praktisch!“ Michael Boersma freut sich auf die Zeit ohne Corona. Dann will er sich noch mehr in seiner Gemeinde an der Steckendor- fer Straße engagieren: Dort hatten sie unlängst für 150.000 Euro das neue Quartiers-Café „Segenswerk“ gebaut, das sie aber bis jetzt noch gar nicht richtig nutzen konnten. René Seidel, der „Wohnen in Nachbarschaft“ für die Alexi- aner leitet, sagt: „Wenn Corona es wieder zulässt, möch- ten wir die ganze Nachbarschaft an der Herbertzstraße einladen, uns und unsere Mieter*innen kennenzulernen. Je mehr uns die Nachbarn wahrnehmen, umso leichter fällt es, eventuelle Vorurteile und Hemmungen abzubau- en. Ein gutes Verhältnis zu anderen Wohnstätte-Nachbarn hilft allen Seiten – davon sind wir überzeugt.“ Andrea Paßenheim (l.) und Michael Boersma (r.) haben sich an der Herbertzstraße bestens eingelebt. René Seidel (m.) ist der Alexianer-Ansprechpartner vor Ort. Andrea Paßenheim fühlt sich pudelwohl in ihrem neuen Zuhause mit Terrasse an der Herbertzstraße.
RkJQdWJsaXNoZXIy NjAxNTI=